Sprachliche Herkunft und Etymologie

Der Familienname Kronemeyer (Kronemejer) gliedert sich in zwei Elemente: an das Bestimmungswort Krone- mit seiner Schreibvariante GRONE- schließt sich die alte Amts- und Berufsbezeichnung Meier an, die auch den heutigen Familiennamen Meier, Meyer, MAIER und Mayer zugrunde liegt.
Die Bezeichnung Meier ist auf das lateinische Wort major 'der Größere, Höhere' zurückzuführen, das bereits im 5. Jahrhundert durch die merowingischen Franken entlehnt wurde und im Alt- und Mittelhochdeutschen als meior bzw. meier überliefert ist.

Die Ursprünge des Meieramtes reichen weit zurück. In merowingischer Zeit (5. bis 8. Jahrhundert) wurden sogenannte Hausmeier als Verwalter des Königshofes beschäftigt. Diese ehemals unfreien Beamten eigneten sich im Laufe der Zeit immer mehr Machtbefugnisse an und sorgten für die Erblichkeit des Amtes. Gegen Ende der Merowingerzeit lag die komplette Amtsgewalt beim Hausmeier, der König regierte nur noch offiziell. Der letzte merowingische Hausmeier Pippin III. (der Jüngere) 752 konnte somit den bis dato regierenden König Childerich III. mit Billigung des Papstes absetzen und sich selbst zum König krönen. Damit ebnete er den Weg für die Herrschaft der Karolinger, welche dann unter seinem Sohn Karl dem Großen die Vorherrschaft in Europa übernahmen. Das Hausmeieramt wurde später von den Karolingern abgeschafft.
Auch in der bäuerlichen Verwaltung existierte das Amt des Meiers. Schon im Frühmittelalter bezeichnete man den Verwalter eines Fronhofes als Meier. Er führte die Hofwirtschaft und war dem Hofgesinde übergeordnet. Neben der Bewirtschaftung der Hofgüter war er auch mit der Einziehung der Abgaben und mit der Leitung des Hofgerichtes (Meierding) beauftragt.

Diese Meier waren ursprünglich unfrei, konnten sich aber aufgrund ihrer Position im Laufe der Zeit eine bessere soziale Stellung erarbeiten. Im südwestdeutschen Raum gelang es zahlreichen Meiern, ihr Amt zu einem vererbbaren Lehen zu machen, einige stiegen sogar in den niederen Adel auf. In Westfalen und Süddeutschland wurde die Bezeichnung Meier auf immer breitere bäuerliche Schichten angewandt. Hier nannte man auch die Pächter eines kleineren Grundbesitzes und später die Bauern überhaupt Meier.

Die Basis Krone-/Crone ist mehrdeutig. Sie kann auf unterschiedliche Arten erklärt werden: Einerseits kann sie an das mittelniederdeutsche und mittelhochdeutsche und Wort krõn, kroen, krone, krane 'Kranich' angelehnt werden, andererseits aber auch auf dem mittelniederdeutschen und mittelhochdeutschen Wort krone' Krone' beruhen.

Diese Tierbezeichnung ist mit dem althochdeutschen Wort chraa, chrauua und chraia bzw. mittelhochdeutsch krâ, krâwe, kräy, kreije, krö, krowe, krœje 'Krähe' und althochdeutsch chrâjan, chrâwan, chrâan 'krähen' verwandt. Das Krōn(e)-Wort trug somit ursprünglich die Bedeutung 'krähender, krächzender Vogel'.
Mit dem Bezug auf die laute krächzende Stimme, auf die langen Beine oder den langen Hals einer Person konnte der Name Kron(e) als Übername vergeben werden. Übernamen sprechen meistens körperliche oder charakterliche Eigenheiten an. Einfache Beispiele hierfür kennt man aus dem Deutschen: Groß und Lange neben Klein und Kurz mit Bezug auf die Körpergröße, Dürr nach dem Körperumfang und Weiß, Schwarz und Roth(e) mit Verweis auf die Haar oder Körperfarbe. Übernamen aus Tierbezeichnungen beziehen sich meist auf typische Eigenschaften des betreffenden Tieres, die dann auf die zu benennende Person übertragen wurden. Vgl.Storch für den Langbeinigen oder MÜCKE für den Kleinen oder Lästigen. Der Nachname Kronemeyer/Cronemeyer kann somit als Benennung für eine laut und krächzend sprechende oder langbeinige Person bzw. als Person mit langem Hals aufgefasst werden, die als Meier tätig war. Der Name KRONE und seine Variante Krohne sind vor allem in Nord- und Westdeutschland verbreitet.

 

Das aus dem Latein stammende Wort ist schon früh entlehnt, vgl. althochdeutsch corôna und
mittelhochdeutsch krône. Als Krone wurde ein runder Kopfschmuck, ein Kranz, Brautkranz, oder kleiner Rosenkranz benannt, metaphorisch konnte auch das höchste Lob oder der höchste Preis als Krone bezeichnet werden.
Auch der Bezug auf das Wort Krone führt zu mehreren Deutungen des Namens KRONEMEYER: Mit dem Bezug auf das Tragen eines Kopfschmuckes oder Kranz konnte das Krone-Wort als Übername verwendet werden.Die Kleidung einer Person gab vielfach Anlass zur Namensgebung, vgl.Familiennamen wie Leinhose, Ketelhut ('kesseiförmiger Hut'), CUGEL (aus lateinisch cuculla 'Kapuze'), KITTEL oder SCHUH. Aus welchen Gründen der erste Namensträger einst nach seinem Kopfschmuck benannt worden ist, kann heute allerdings nicht mehr genau festgestellt werden. Der Familienname Kronemeyer konnte somit einem Meyer  gegolten haben, der nach seinem auffälligen Kopfschmuck benannt worden war.

Im ausgehenden Mittelalter dienten auf dem Lande und in der Stadt alle naturräumlichen Erscheinungen und markanten Gebäude zur Orientierung - Straßeniaamen und Hausnummern gab es nicht. Suchte man eine Person auf, so war es nötig zu wissen, ob sie am Berg, am Acker, am Wald, an der Brücke, neben der Kirche, am Ende des Dorfes, bei dem Stadttor, beim Gasthaus, da unten, da oben oder da drüben wohnte. Diese Beinamen entstanden aus dem alltäglichen Redefluss, was sich in ursprünglichen Namensformen wie auf dem Berge, am Acker, vor den Bäumen, zur Brücke, to der Kerk, Amende, Darnedde ('da unten'), an dem Tor, bei dem Gasthaus, Darhoven ('da oben') und Hinüber ('da drüben') widerspiegelt.

Der Familienname Kronemeyer kann somit auch auf einen Meier verweisen, der am Kron(en)acker bzw. auf der Krone gewohnt hat.

Die Krone wurde auch häufig als Hauszeichen verwendet. Seit dem späten Mittelalter war die Verwendung von Hauszeichen - bildlichen Darstellungen von Pflanzen, Tieren, Gegenständen u.ä. - zur Kennzeichnung des Eigentums üblich. Hausnamen lassen sich häufig auf ein Zeichen oder eine Einkerbung, auf Tiere, Pflanzen oder Gegenstände zurückführen, vgl. Namen wie Haus zum Iltis, Haus zum schwarzen Stelzen, Haus zum Kienast. In manchen Städten
benannte man die Häuser nach den Hauszeichen mit bildlichen Darstellungen von Tieren (Adler, Fuchs, Geier, Löwe), Pflanzen (Blume, Rose), Gegenständen (Krone, Spiegel) oder Himmelskörpern (Sonne, Mond). Hauszeichen traten erstmals in Köln um 1150 auf, um 1200 in Mainz, Würzburg, Worms, Speyer, Basel, um 1250 in Aachen, Trier und Frankfurt. Seit dem 17. Jahrhundert wurden Hausnamen zunehmend durch Hausnummern abgelöst. Als Wirtshaus- und Apothekennamen leben sie jedoch bis heute fort.

Familiennamen, die aus Hausnamen hervorgegangen sind, gehören ebenfalls zu den Wohnstättennamen und sind als Adressangabe des Vorfahren zu verstehen. Dieser lebte in einem Haus, das mit einer Krone gekennzeichnet war. Hausnamen konnten zu Beinamen werden, die ihre ersten Träger mit Hilfe der Namen ihrer Wohnhäuser näher kennzeichneten. Die Krone ist schon früh als Hausname bezeugt, vgl. 1270 ad coronam und 1570 Kron in Basel oder 1470 Kron in Freiburg. Aus einer Fügung wie *der Meyer im Haus zur Krone o. ä. konnte sich somit wiederum der Familienname KRONEMEYER entwickeln.

Aus namengeographischem und sprachwissenschaftlichem Befund lassen sich die folgenden Punkte zusammenfassend festhalten: Der Familienname KRONEMEYER konserviert die Berufsbezeichnung des Ahnen, der als Meier tätig war. Außerdem enthält der Name auch noch den Übernamen bzw.die Adressbezeichnung eines Vorfahren. Der namengeographische Abgleich zeigt, dass sich der Nachname Kronemeyer mit seinen Varianten in Nordrhein-Westfalen herausgebildet hat, wobei die Varianten durchaus auch innerfamiliär gewechselt haben können.

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